Häufig gestellte Fragen

Gibt es Literatur zum Thema genossenschaftlich organisiertes Wohnen bzw. bereits Erfahrungswerte und umgesetzte Beispiele?

Antwort: Die Litheraturliste ist lang, zumal es sich hier um an aktuelles Thema handelt. Es ist naheliegend, dass sich Achitektur, Raumplanung, Ökonomie und die Soziologie mit den brennenden Themen der Zeit: Leistbarkeit, Demografischer Wandel, Vereinsamung, Singularisierung, Änderungen in der Familienstruktur und der Arbeitswelt, im spirituellen Verhalten der Menschen, alles Zukunftsthemen, die mit dem genossenschaftlich organisierten Wohnen und Leben einhergehen. Wir verweisen auf die Literatursammlung der Regio-V und den Informationen der NeNa-V Homepage.  In den Studien werden oft bestehende Beispiele analysiert. Im Zusammenhang mit dem Kloster3000 haben wir als Vorbilder die Genossenschaften Wagnis-art e.Gen DE Link, die Kalkbreite Wohngenossenschaft, CH, Link, und die Mehr als Wohnen Gen.,  CH, Link gewählt. Siehe dazu die Hompages der guten Beispiele.

 

Was ist der Unterschied zu bestehenden Wohnbaugenossenschaften?

Antwort: Wir sprechen von Wohngenossenschaft (organisiertes Wohnen) und nicht von Wohnbaugenossenschaft (organisiertes Bauen), das ist ein großer Unterschied. In Vorarlberg haben sich Wohnbaugenossenschaften mitlerweile zu großen Bauträgern entwickelt, die Grundstücke kaufen und Wohnungen bauen, diese vermieten oder an Investoren verkaufen. Oft handelt es sich um den sozialen Wohnbau, wo zusätzlich öffentliche Mittel eingesetzt werden. Genossenschaftlich organisiertes wohnen bedeutet, dass die Bewohner selbst Mitglied und Besitzer der Wohnanlage sind. Die Bewohner organisieren sich selbst, legen ihre Hausordnung fest und lösen brennende Fragen des Zusammenlebens selbst. Wie festzustellen ist, hatt sich diese Wohnform im nahegelegenen Ausland etabliert, in Vorarlberg ist es im Moment eine Innovation und für viele Bürger noch ungewohnt. In dem Zusammenhang wird auch verständlich, dass sich eingesessene Strukturen mit diesen neuen Formen der Planung, Errichtung und Betrieb von Wohnanlagen im Sinne der Selbstorganisation nicht anfreunden können. Dazu kommt, dass es in Vorarlberg wegen der Bodenknappheit schwierig ist, an ein größeres Baulos (50 bis 100 Wohneinheiten) zu kommen. In Städten wie Zürich, Wien, München achtet die Stadtverwaltungen darauf, dass Baulose an Baugruppen (Wohngenossenschaften) vergeben werden. Dort werden die Vorteile der Selbstorganisation in Siedlungsgebieten erkannt. In den genossenschaftlich organisierten Wohnanlagen ist es üblich, dass die Probleme der Nachbarschaft intern gelöst und damit die Stadtverwaltung nicht belastet wird, was in Wohnsiedlungen auf Grund des fehlenden Zusammenhalts nicht der Fall ist.

 

Warum soll sich gerade das Kloster der Salvatorianer in Hörbranz sich für diesen Ansatz eignen?

Antwort: Der Orden muss sich aus Nachwuchsgründen vom Kloster in Hörbranz zurückziehen. Wir hatten den Eindruck, dass der Ordenleitung die aktuellen gesellschaftlichen Themen, wie: leistbares Wohnen, soziale Durchmischung, Gegen Vereinsamung, Erhalt christlicher Werte wichtig sind. Im Konzept Kloster3000 sind diese Themen in besonderen Maße berücksichtigt. Mit dem Konzept der genossenschaftlichen Organisation und der zweckorientierten Nutzung des Bestandsgebäude kann der "Spirit" des Klosters erhalten werden. Ganz wichtig ist, dass die Dimensionen der Klosteranlage mit dem Bestandsbau und den noch vorhandenen und wenig genutzten Bauflächen ein verdichtetes Bauen ermöglichen würde. Die Erweiterung des bestehenden Gebäudes bietet sich räumlich und gestalterisch an. Der für die Wohnanlage erforderliche Neubau kann in der bestehenden Wiedmung umgesetzt werden, ohne dass weiteres Grünland verbaut werden muss. Mit der Nutzung von Gemeinschaftsflächen kann der Bestandsbau erhalten werden. Das Klosterareal ist so gesehen prädestiniert ein ganzheitliches Konzept wie Kloster3000 umzusetzen.

 

Sind die umliegenden Gemeinden in den Entscheidungsprozess für ein solches Vorhaben eingebunden?

Antwort: Wir vom Verein zur nachhaltigen Nutzung des Salvatorkollegs haben die Gemeinden um Beteiligung gebeten. Als Verein ist es uns ein Anliegen, Lösungen zu finden, die dem Gemeinwohl und der Region dienen. Es wurden bereits im Vorfeld zum Konzept "Kloster 3000" regionale Arbeitsgruppen eingerichtet, die eine Zusammenarbeit dokumentieren. Der Verein hat alle Gemeinden des Leiblachtals eingeladen gemeinsam einen Entwicklungsplan und eine Quartiersentwicklung zu erarbeiten. Noch vor den Wahlen 2020 haben alle Gemeinden in den Gemeindevertretungen diesbezügliche Beschlüsse gefasst. Zu dem Zeitpunkt bestand Einigkeit darüber, dass die Gemeinden des Leiblachtals gemeinsame die Rahmenbedingungen für die Nachnutzung des Salvatorkollegs vorgeben.

 

Warum hat der Orden ein Immobilienunternehmen mit der Quartiersentwicklung im Klosterareal beauftragt?

Antwort: Das ist aus Sicht des Vereins natürlich schwer nachvollziehbar und kann nur waage beantwortet werden. Laut Auskunft hat sich die Ordensleitung sehr ausführlich darüber beraten und sich letztlich für jenen Partner entschieden, der mehr Sicherheit und mehr Zustimmung durch die Standortgemeinde und maßgebliche Institutionen auf behördlicher und kirchlicher Seite vermitteln konnte. Das Los des Innovativen und Engagierten hat dabei den Kürzeren gezogen, die Entscheidung fiel nach eigenen Angaben der Ordensleitung kleinmütig aus. In Abstimmung mit dem Orden, der Gemeinde und dem Immobilienunternehmen wurde nun vereinbart, dass das Thema genossenschaftlich organisierte Lebensraumgestaltung, wie das im Konzept Kloster3000 vorgesehen war, in der bevorstehenden Quartiersentwicklung ernsthaft geprüft wird. Dies wurde in den gemeinsamen Gesprächen zumindest festgelegt. Die Akteure des Vereins sind jedenfalls gewillt, mit den verantwortlichen Planern in der Sache zusammenzuarbeiten.